Aktuelles

Gewaltfrei für Umwelt und Menschenrechte

Überall auf der Welt setzen sich Menschen gewaltfrei für die Umwelt und die Rechte ihrer Gemeinschaften ein. Sie sind dadurch oft großen Gefahren ausgesetzt, werden verfolgt, unterdrückt oder sogar ermordet. Die Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen (MRV), die 1998 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde, verliert somit nicht an Aktualität. Der Zivile Friedensdienst (ZFD) trägt zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen bei.

Bereits vor mehr als 25 Jahren wurde durch die Vereinten Nationen festgelegt, dass jeder Mensch das Recht hat, „einzeln wie auch in Gemeinschaft mit anderen, den Schutz und die Verwirklichung der Menschenrechte und Grundfreiheiten auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene zu fördern und darauf hinzuwirken“. Obwohl völkerrechtlich nicht bindend, können sich MRV stets darauf berufen und somit Druck auf Regierungen und die internationale Gemeinschaft ausüben. Globale Entwicklungen zeigen jedoch, dass weiter an einer verlässlichen Umsetzung gearbeitet werden muss. Laut der Organisation Front Line Defenders wurden im Jahr 2022 über 400 Menschenrechtsverteidiger*innen ermordet, die meisten davon in Lateinamerika. Unter ihnen waren viele Menschen, die sich für Landrechte, Umwelt und indigene Gemeinschaften einsetzten.

mrv-pbi-lesbia.jpg

Für die Rechte Indigener in Guatemala

„Wir erheben unsere Stimme für indigene und bäuerliche Gemeinschaften, die ihres Territoriums beraubt werden – die unterdrückt und ermordet werden“, sagt Lesbia Artola, eine Menschenrechtsverteidigerin indigener Maya Q‘eqchi‘ aus Guatemala. In der Region Alta Verapaz, im Norden Guatemalas, gibt es extreme Armut, die unter anderem auf die Enteignung von Land zurückzuführen ist, unter der die Bevölkerung seit Jahrhunderten leidet. „Man bezeichnet uns in unserem Gebiet als Eindringlinge. Dabei sind die Invasoren diejenigen, die aus dem Ausland gekommen sind“, erklärt sie weiter. „Jetzt sehen wir mit großem Kummer auf die Ausbeutung unserer natürlichen Ressourcen und die Zerstörung unserer Berge und Gewässer durch transnationale Unternehmen.“ Mit ihrer Organisation CCDA, die vom  ZFD-Träger peace brigades international (pbi) begleitet wird, unterstützt sie die indigenen und bäuerlichen Gemeinschaften, die Widerstand gegen wirtschaftliche Interessen und die damit einhergehenden Landkonflikte leisten.

mrv-pbi-kate.jpg

Frauenrechte in Kenia

Als Kate Wangui aus Nairobi jünger war, wurden einige Frauen in ihrer Verwandtschaft vergewaltigt. Damals konnte sie ihnen nicht helfen, weil sie sich noch nicht mit Menschenrechten beschäftigt hatte.

Sie sagt: „Ich habe lange geschwiegen, aber heute kann ich nicht mehr schweigen. Und das ist eine positive Veränderung: Frauen haben heute mehr Macht als früher. Sie können Frieden aber auch Hass verbreiten. Wenn man will, dass Menschen kämpfen, kann man Frauen dafür nutzen. Wenn man eine friedliche Gemeinschaft will, sollte man ebenfalls Frauen einsetzen. Denn insbesondere sie können Friedensbotschaften gut verbreiten."

In der Gruppe der Toolkitorganiser, die vom ZFD-Träger pbi unterstützt wird, realisiert Kate Wangui u.a. Sportveranstaltungen und organisiert einen Chor. Das trägt dazu bei, Frieden unter den Frauen und Jugendlichen in ihrer Gemeinschaft zu verbreiten.

mrv-pbi-jlo-cordova.jpg

Transaktivist*in aus Honduras

In Honduras ist jegliche Art der Diskriminierung strafbar. In der Realität werden Menschen aufgrund ihrer Geschlechtsidentität jedoch stigmatisiert und verfolgt. „Ich habe drei Anschläge auf mein Leben überlebt, sechs meiner Freund*innen nicht“, berichtet JLO Cordova, Transaktivist*in aus Honduras. Das Land verzeichnet eine der höchsten Raten von Transfemiziden der Welt. Mitglieder der LGBTIQA+-Gemeinschaft – also Lesben, Schwule sowie bisexuelle, transsexuelle, intersexuelle, queere und asexuelle Menschen – werden vom gesellschaftlichen Leben in Honduras meist ausgeschlossen. In Honduras begleitet der ZFD-Träger pbi seit 2015 die Asocíasion LGBTI Arcoiris und seit 2022 das Center for LGTBI Development and Cooperation (SOMOS CDC). Beide Organisationen setzen sich seit Jahren für die Gleichberechtigung der LGBTIQA+-Gemeinschaft ein.

Aufruf zur Anerkennung der Menschenrechtsarbeit

Zum 25. Jubiläum der Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen rief Mary Lawlor, UN-Sonderberichterstatterin für die Situation von MRV, 2023 dazu auf, die Erfolge der Verteidiger*innen zu feiern und anzuerkennen. Die Staaten sollten sich nicht nur verpflichten, ihnen zu helfen, sondern ihnen auch praktisch zeigen, wie diese Hilfe aussehen kann. In diesem Sinne unterstützt auch der Zivile Friedensdienst die Arbeit von Menschenrechtsverteidiger*innen weltweit.


Dieser Beitrag ist unter dem Titel „Mut hat viele Gesichter – 25 Jahre Schutz von Aktivist:innen“ im pbi Rundbrief Winter 23/24 erschienen. Für unsere Website wurde er leicht gekürzt und angepasst.

Fotos: pbi, Manu Valcarce

Weitere Beträge zum Thema Menschenrechte und Menschenrechtsverteidiger*innen finden Sie unter anderem hier: Tag der Menschenrechte: Gerechtigkeit für alle, Honduras: Einsatz für LGBTIQA+-Rechte und Nepal: Frauen für Menschenrechte.