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Bolivien: Dialog für Biodiversität

Bolivien gehört zu den 15 biologisch vielfältigsten Ländern der Erde. Nach Angaben des bolivianischen Umweltministeriums beherbergt das südamerikanische Land rund 40 Prozent der Biodiversität der Welt, zu der neben der Artenvielfalt auch die genetische Vielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme gehören. Um diesen Reichtum zu bewahren, hat Bolivien seit dem vorigen Jahrhundert insgesamt 137 Schutzgebiete eingerichtet. Zusammen machen sie etwas mehr als ein Viertel der Landesfläche aus. Erklärtes Ziel ist es, Abholzung und Ausbeutung von natürlichen Ressourcen in diesen Gebieten zu stoppen.

Dennoch ist die Biodiversität in Gefahr und die Bedürfnisse der Bevölkerung finden zu wenig Berücksichtigung. Die Fundación Acción Cultural Loyola (ACLO), eine Partnerorganisation des ZFD-Trägers Weltfriedensdienst, setzt sich deshalb dafür ein, den Umweltschutz zu fördern und Konflikte um natürliche Ressourcen durch zivilgesellschaftliche Dialogprozesse zu bearbeiten.

Insgesamt leben rund 150 000 Menschen legal in den bolivianischen Schutzgebieten. Die meisten von ihnen sind Indigene, die die natürlichen Ressourcen auf traditionelle, nachhaltige Weise nutzen. Bedrohung für die Biodiversität kommt von anderer Seite. Zu den zahlreichen, gut belegten Gefahren für die natürlichen Ressourcen und die Artenvielfalt in den Schutzgebieten Boliviens gehören Wilderei, illegaler Handel mit Pflanzen und Tieren, Drogenhandel, Landnahme und Abholzung. Hinzu kommt die Förderung von Bodenschätzen wie Erdöl, Erdgas oder Gold.

Friedenskultur und Umweltschutz

Die Fundación Acción Cultural Loyola (ACLO) fördert umweltfreundliche Aktivitäten in den Schutzgebieten des Departamento Chuquisaca. Die ZFD-Partnerorganisation hat ihren Hauptsitz in Sucre. Unterstützt werden unter anderem biologische Landwirtschaft, Imkerei, Fischzucht und Gartenbau. Zudem sorgt ACLO für Information und Bewusstseinsbildung zu Umweltthemen und für die Bearbeitung von Interessenskonflikten. Ziel ist es, die natürlichen Ressourcen nachhaltig zu nutzen und zu bewahren.

In diesem Zusammenhang hat das Projekt „Friedenskultur und Dialog für das gute Leben im Süden Boliviens“ unter anderem einen Multiakteursdialog angestoßen. Das erste Treffen fand im Oktober 2022, das zweite im Mai 2023 statt. Damit werden erstmals alle Beteiligten, die mit der Verwaltung und Bewirtschaftung der Schutzgebiete zu tun haben, aus den verschiedensten Interessengruppen an einen Tisch geholt. Das nächste Treffen ist für März 2024 geplant.

Am Ende soll daraus eine gemeinsame Agenda zum Umgang mit den Schutzgebieten entstehen. Außerdem sollen sowohl die Bevölkerung als auch die Entscheidungsträger zum Biodiversitätsschutz in diesen Gebieten animiert werden.

Das Vorhaben ist ein Baustein innerhalb der vom ZFD geförderten konstruktiven Konflikttransformation in Bolivien, in deren Rahmen Prozesse für Frieden und Gerechtigkeit in Gang gesetzt werden.


Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in der Zeitschrift E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit 08/2023 und wurde für unsere Website gekürzt und leicht überarbeitet. Autorinnen sind Zulma Martínez Vargas von der Fundación Acción Cultural Loyola und Katja Dombrowski.

Das Foto zeigt Gregoria Torrez aus dem Dorf Naranjal im Schutzgebiet Iñao, in dem die ZFD-Partnerorganisation ACLO arbeitet. Sie bereitet Essen in einem traditionellen Lehmofen zu. Der Fotograf ist Iván Sarabia Rodríguez.

Wir empfehlen Ihnen auch einen Radio-Beitrag von WDR5, in dem es um Community-Radios in den Anden Boliviens geht. Katja Dombrowski ist derzeit im Süden Boliviens als ZFD-Medienfachkraft tätig, unter anderem um die Bürgerradios in ihrer Arbeit zu unterstützen.

Weitere Informationen finden Sie auch in unserer Projektdatenbank.