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Burundi: Sport als Säule des Friedens

„Auf die Plätze…“, tönt es von der Tribüne in Bururi im Süden Burundis. Wo eben noch 150 Jugendliche und junge Erwachsene nebeneinander in Position gestanden haben, sind einen Augenblick später die ersten Läuferinnen und Läufer bereits um die erste Kurve der sechs Kilometer langen Strecke abgebogen. Auf der Tribüne neben dem Fußballplatz applaudieren die Zuschauenden und feuern ihre Favoritinnen und Favoriten an.

Lauf für den Frieden

Jonathan Zaragoza, Fachkraft des ZFD-Trägers AGIAMONDO, freut sich sehr über die rege Beteiligung und das Interesse aus der Bevölkerung. Zusammen mit Partnern von der Bischöflichen Kommission Justitia et Pax (CEJP) Burundi und der Diözesankommission Justitia et Pax (CDJP) Bururi hat er diesen Lauf unter dem Motto „Sport: Säule des Friedens“ lange vorbereitet.

„Im Sport gibt es Enthusiasmus, Teamgeist und den Wunsch, die eigene Leistung zu steigern, damit man gemeinsam bessere Ergebnisse erzielt“, sagt der Sozialwissenschaftler, der seit 2021 bei der CEJP-Burundi arbeitet. Diese Werte seien die gleichen Werte, die auch Frieden förderten. „Wir wollen sie in der Gemeinschaft erlebbar machen und soziale Bindungen festigen“, so Zaragoza. Sportliche Zusammentreffen seien hierfür wunderbar geeignet, weil sie genau das ermöglichten. Sie legten den Fokus auf körperliche Leistung und Spaß – etwas, das jede und jeder mitbringen und teilen könne. „Deshalb haben wir den Friedenslauf ins Leben gerufen.“

Sanfte Hügel, harte Realität

In Burundi gibt es viele junge Meschen, die in ihrem Leben noch nie eine Zeit erlebt haben, in der Gewalt nicht Teil ihres Alltags war. Seit seiner Unabhängigkeit 1962 hat das kleine Land, dessen Landschaft von sanften grünen Hügeln, von Teeplantagen und Kaffeesträuchern geprägt ist, immer wieder Krisen erlebt. Deren Ursachen gehen nicht zuletzt auf die jahrzehntelange Einflussnahme und Übervorteilung europäischer Machthaber seit Ende des 19. Jahrhunderts zurück, auch deutscher. Bis heute kommt es zu Spannungen zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen, die schon mehrfach in Gewalt eskalierten. Die Folgen für die Bevölkerung: schwere Traumata, ein zerrüttetes Sozialgefüge, Misstrauen, Ausgrenzung, Armut und Zweifel, ob Konflikte gewaltfrei gelöst werden können.

Soziale Kompetenz beim Sport erproben

„Sehr oft sehen wir Jugendliche, die sich streiten, ohne zu wissen, wie sie ihre Auseinandersetzung durch Dialog und ohne Gewalt bewältigen können“, sagt der junge Burundier Dieudonné, der heute ebenfalls am Friedenslauf in Bururi teilnimmt. Zusammen mit rund 60 jungen Erwachsenen hat er im Vorfeld der Sportveranstaltung eine friedenspädagogische Schulung besucht, die das Team der CDJP-Bururi gemeinsam mit Jonathan Zaragoza konzipiert und durchgeführt hat.

„Die Schulung ist Teil eines von uns entwickelten Bildungsansatzes“, erklärt Zaragoza, „und sieht eine dreitägige friedenspädagogische Ausbildung vor.“ Diese wird anschließend durch eine Sportveranstaltung wie den Friedenslauf verstärkt und abgeschlossen. Die Idee dahinter: „Wir glauben, dass Menschen durch Sport leichter zueinanderfinden und so den Frieden sichern können, der ein Grundpfeiler für nachhaltige Entwicklung ist“, sagt Zaragoza. Die vorherige Ausbildung vermittle Kenntnisse über Friedenspädagogik, Gewalt und Konflikt, aber auch Konfliktlösungstechniken mithilfe von Präsentationen, Gruppen- und Einzelübungen und Diskussionen. Das soll die Jugendlichen dabei unterstützen, sich auszutauschen und besser kennenzulernen. Mitinitiator Abbé Novat Ndayishimiye von der CDJP-Bururi ergänzt: „Durch den Sport und das Teilen eines positiven und dynamischen Moments wird diese Verbindung gefestigt und friedliche Interaktion ermöglicht.“

Wirksame Öffentlichkeit

Vor der Tribüne von Bururi sieht es so aus, als hätte das gut funktioniert. Als die ersten Läuferinnen und Läufer verschwitzt und außer Puste den Hügel hinaufkommen und auf die Zielgerade entlang des Fußballfelds einbiegen, springen viele Zuschauende auf, klatschen und pfeifen. Auch viele Passantinnen und Passanten sind stehen geblieben, um das Ereignis mitzuverfolgen. Eine Aktivistin des örtlichen Komitees für partizipative Regierungsführung, das von der CEJP unterstützt wird, gibt ihnen einen kleinen Infozettel, den alle Anwesenden heute erhalten. Darauf wird zu Gewaltfreiheit aufgerufen, zu Dialog, Respekt und zur Achtung der olympischen Werte des Sports.

Eine Medaille für den Frieden

Drei junge Männer und drei junge Frauen können sich am Ende des Laufs besonders freuen: Als schnellste Athletinnen und Athleten des Friedenslaufs erhalten sie Medaillen, kleine Geschenke, und – was für Jonathan Zaragoza am wichtigsten ist – die Anerkennung und den Applaus des Publikums. „Frieden ist viel mehr als die Abwesenheit von Krieg“, sagt er. „Frieden ist die Achtung unserer Mitmenschen, ist Gleichheit, Dialog und Respekt.“


Text: Jonathan Zaragoza Cristiani, Eva Maria Helm

Foto: CEJP-Burundi/Jean Marie Ndayambaje

Dieser Beitrag stammt aus dem Magazin contacts 3/2022 (S. 5-8) des ZFD-Trägers AGIAMONDO. Für unsere Website wurde er leicht überarbeitet.

Weitere Informationen zum Engagement des ZFD Burundi  finden Sie auch in unserer Projektdatenbank.